DEBATTENKULTUR
Wesel. Am Konrad-Duden-Gymnasium wird Argumentieren zur Kunst. Was die Schüler dabei lernen und welche Erfolge sie bereits feiern durften.
NRZ, 14.04.2025 – Von Nico Maturo, Volontär

Debattieren ist mehr als nur Reden – es ist die Kunst, Argumente zu schärfen und Meinungen zu vertreten. Am Konrad-Duden-Gymnasium in Wesel wird diese Kunst durch die Initiative „Jugend debattiert“ bereits seit Jahren besonders gefördert. Mittlerweile unter der Leitung von Lehrer Fabian Gorris, hat sich der Debattierclub der Schule zu einem Ort entwickelt, an dem Schüler lernen, wie man Diskussionen auf höchstem Niveau führt. Er hat das Projekt vor etwa sieben Jahren von einer Kollegin übernommen. „Ich habe damals gesagt: ‚Das Programm ist so wertvoll, das dürfen wir nicht versanden lassen‘, denn ‚Jugend debattiert‘ ist Bildung par excellence.“
Was passiert eigentlich in einem Debattierclub?
Der Ablauf einer Debatte bei „Jugend debattiert“ ist klar strukturiert: Zu Beginn hält jeder Teilnehmer eine Eröffnungsrede, in der er seine Position zur vorgegebenen Streitfrage darlegt. Die Streitthemen werden im Voraus festgelegt, damit die Schüler genügend Zeit haben, sich vorzubereiten. Die Vorbereitung umfasst nicht nur das Sammeln von Fakten, sondern auch das Verstehen unterschiedlicher Perspektiven und das Formulieren überzeugender Argumente.
Nach den Eröffnungsreden folgt die eigentliche Diskussion – ein lebhafter Austausch zwischen den beiden Parteien. Hier zeigt sich, wie gut die Teilnehmer nicht nur ihre eigenen Argumente präsentieren können, sondern auch auf die Gegenargumente reagieren. Dort sind Gesprächsfähigkeit und Flexibilität entscheidend, um die Diskussion voranzutreiben und gleichzeitig die eigene Position zu stärken.
Den Abschluss bildet dann das Schlussplädoyer, in dem beide Seiten ihre Argumentation noch einmal zusammenfassen und versuchen, die Jury von ihrer Sichtweise zu überzeugen. Diese bewertet die Debattanten am Ende in vier Kategorien: Sachkenntnis, Ausdrucksvermögen, Gesprächsfähigkeit und Überzeugungskraft. Jeder dieser Aspekte ist essenziell für eine erfolgreiche Debatte. „Besonders für die Sachkenntnis müssen die Schüler extrem viel arbeiten. Sie müssen sich wirklich tief in das Thema hineindenken“, erklärt Fabian Gorris.
Die Themen sind dabei vielfältig und oft gesellschaftlich relevant – von politischen Fragen bis hin zum ethischen Dilemma. So lernen die Schüler nicht nur, klar Position zu beziehen, sondern auch andere Standpunkte zu respektieren und sachlich darauf einzugehen. „Es geht darum, zu verstehen, dass es nie nur Schwarz oder Weiß gibt“, betont Gorris. Vielmehr sollen die Jugendlichen erkennen, dass beide Seiten einer Streitfrage gute Argumente haben können.
„Es geht darum, zu verstehen, dass es nie nur Schwarz oder Weiß gibt“
Fabian Gorris
Lehrer am Konrad-Duden-Gymnasium
Tom Mayer und William Begerad aus Wesel: zwei der besten Debattierer in NRW
Die harte Arbeit zahlt sich aus: Mit Tom Mayer (14) und William Begerad (17) hatten sich gleich zwei Schüler des Konrad-Duden-Gymnasiums für das Finale der NRW-Landesmeisterschaft in Düsseldorf qualifiziert. Tom konnte bereits beim Regionalfinale in Dinslaken den ersten Platz in der jüngeren Altersgruppe belegen. Mit seiner klaren Argumentation und tiefgreifenden Sachkenntnis überzeugte er die Jury und sicherte sich den Einzug ins Landesfinale. William Begerad glänzte in der höheren Altersgruppe und holte sich die Bronzemedaille. Er setzte sich mit seiner Debatte durch und bewies dabei nicht nur rhetorisches Geschick, sondern auch starke Überzeugungskraft. Beide hatten sich wochenlang intensiv vorbereitet – bis zu fünf Stunden täglich in den zwei Wochen vor dem Wettbewerb.
Beim Landesfinale in Düsseldorf versuchten die beiden erneut, ihr Können unter Beweis zu stellen: Die Themen, die sie am Freitag im Landtag debattierten, waren anspruchsvoll: Tom argumentierte zur Frage, ob eine Pflicht zur Blutspende eingeführt werden sollte, während William sich mit der Reduzierung der Anzahl öffentlich-rechtlicher Sender auseinandersetzte. Dabei musste sich Tom Katharina Eltzschig aus Bergisch Gladbach geschlagen geben, während William Gero Bongartz aus Düren unterlag. Die beiden Gewinner werden nun in Berlin zur deutschen Meisterschaft antreten.
„Sachlichkeit ist das, was mit der Zeit immer weiter abhandengekommen ist. Das merkt man ja auch, wenn man einen Blick in die sozialen Medien wirft.“
Tom Mayer
Schüler des Konrad-Duden-Gymnasium
Debattenkultur wichtiger denn je
Debatten sind nicht nur sportliche Wettkämpfe – sie sind essenziell für eine funktionierende Demokratie. „Politischer Extremismus wird in Deutschland zunehmend stärker“, warnt Fabian Gorris und betont die Bedeutung einer gesunden Debattenkultur. Auch die Schüler sehen das ähnlich: „Demokratie bedeutet, Meinungsunterschiede miteinander auszusprechen“, sagt William Begerad. Tom Mayer ergänzt: „Sachlichkeit ist das, was mit der Zeit immer weiter abhandengekommen ist. Das merkt man ja auch, wenn man einen Blick in die sozialen Medien wirft.“
Besonders für junge Menschen seien soziale Medien eine Herausforderung, erklärt Gorris. Dort ständen gut recherchierte Argumente oft neben Fehlinformationen – und beides wird gleichermaßen wahrgenommen. „Bei Jugend debattiert lernt man ein gutes Argument zu erkennen und zu schärfen“, erklärt Gorris. Es gehe darum zu verstehen, dass es nie nur Schwarz oder Weiß gibt – sondern dass beide Seiten gute Argumente haben können.
Die Erfolge von Tom Mayer und William Begerad zeigen nicht nur ihr Talent, sondern auch die Bedeutung des Debattierclubs am Konrad-Duden-Gymnasium. Beide denken bereits über eine politische Zukunft nach: William zieht ein Studium der Politikwissenschaften oder Jura in Betracht und engagiert sich wie Tom schon jetzt in politischen Jugendorganisationen.