2006 Pskow

SCHÜLERAUSTAUSCH / Neuntklässler ziehen mit ihren russischen Gästen Vergleiche.
WESEL. DVD-Produkte für drei Euro, billige Handys mit gutem Standard - Russland scheint ein Paradies für Jugendliche zu sein. Die Schülerinnen und Schüler der Jahrgangsstufe neun des Konrad-Duden-Gymnasiums staunen über die Ausstattung und die Erzählungen ihrer Gäste. Das sind 13 gleichaltrige Mädchen und Jungen aus Pskov im russischen Nordwesten, die in Begleitung zweier Lehrerinnen nach zweitägiger Bus- und Bahnreise seit gut einer Woche in Wesel sind.
Die Verständigung ist etwas eigenwillig: teils auf Deutsch, vielfach in Englisch, das im fernen Russland ebenso stark im Kommen ist wie viele andere einst als „westlich" geltende Dinge. Sport ist eines der Gesprächsthemen. Unter den Jungs der Schule Nr. 23 in Pskov sind mehrere Basketball-Spieler. Mit dem Essen gibt es keine Probleme. „Die essen eigentlich alles, aber öfter und nicht so viel", sagt Jan (16), der wie seine Mitschüler einen der Besucher zu Hause untergebracht hat.
Es gebe eine ganze Reihe von Unterschieden, haben auch Arne, Tobias und Daniel festgestellt. Zum Beispiel hätten die Gäste eine „etwas eigenartige Vorliebe für Kleinkram", wie Tobias (15) bei einem gemeinsamen Bummel im Oberhausener Centro erlebt hat. Und: „Die stehen auf Geschenke", von denen sie mehr mitgebracht hätten als Kleidung, wie Jan meint. Vor allem Schokolade, die Arne prima schmeckt.
Den Kontakt zwischen den Schulen in Wesel und Pskov gibt es schon seit 16 Jahren. Die Schüler aber kannten sich bislang nur über Briefkontakte. Am Montag sind sie gemeinsam schwimmen gegangen, später haben sie gekegelt. Gestern ging es per Fahrrad über die Fähre in den Archäologischen Park nach Xanten. Wie auch die Köln-Fahrt sind das bewährte Programmpunkte der Partnerschaft. Lehrer Ernst Gadow hat die Gäste auf eine Stadtrallye in die City geschickt. Sie haben Informationen zum Dom und zum Angebot der Geschäfte gesammelt.
Wesel sei deutlich kleiner als das 200 000 Einwohner zählende Pskov, sagt Maxim (15), aber gerade in dieser Überschaubarkeit sehr reizvoll. Zweimal nahmen beziehungsweise nehmen die russischen Besucher am Unterricht teil, bevor sie am Dienstag die Heimreise antreten.
Ganz so einseitig paradiesisch ist es bei ihnen zu Hause dann aber doch nicht: Zumindest Internet und MP 3-Player seien hier günstiger, haben die Weseler Schüler herausgefunden. (jo)
JOACHIM FREUND in NRZ vom 6.5.2006