2005 Die meisten haben Gewicht gemacht

Zurück vom Schüleraustausch in Hagerstown (USA): KDG-Schüler verbrachten drei erlebnisreiche Wochen in Wesels Partnerstadt. Leben in den Familien sicherte jede Menge Sprachpraxis und sorgte für ganz neue kulturelle Erfahrungen.
WESEL Stars and Stripes, für acht Dollar in Hagerstown/USA erworben, präsentierte stolz Stephan Oesterwind, einer der KDG-Schüler, die vom dreiwöchigen Schüleraustausch aus Wesels Partnerstadt zurückgekehrt sind. Die meisten bringen jetzt mehr Gewicht auf die Waage: Reichlich Fast Food, Pizza und Hamburger in der Schulkantine und Cola zum eiligen Frühstück. Bei der Suche nach Vitaminen ist man nur auf gespritztes Obst gestoßen. In den Gastfamilien waren mehrere Kühlschränke keine Seltenheit: Einmal im Monat wird groß eingekauft. Schulleiter Dr. Heinzgerd Schott entdeckte sechs Einkaufszentren obwohl die Einwohnerzahl nicht höher als in Wesel ist.
Ein Kühlschrank ist nicht genug
Das Gebiet sei stark zersiedelt. Bei derart weiten Wegen machen die Hagerstowner Jugendlichen mit 16 den Führerschein, um was auf eigene Faust unternehmen zu können. So fuhren sie mit ihren deutschen Gästen abends mal zum Bowling oder ins Pub. Dort war um zehn Zapfenstreich.
Ihre Lehrer sahen die Weseler jedoch selten. „Wichtig aus schulischer Sicht war, dass die Schüler jede Menge Zeit in den Familien verbrachten, um möglichst viel Englisch zu reden", meint Dr. Schott. Die 15- und 16-Jährigen sagen, dass sie sprachlich sehr gut klar gekommen sind. Auch in Mathe: Der Stoff der dortigen Klasse 11 entspreche dem Stoff der Klasse 9 am KDG. Den amerikanischen Schulalltag - täglich vier Doppelstunden in allen Fächern, jede Woche ein Test - erlebten die Weseler als anstrengend: „Nach dem Unterricht bis 15.30 Uhr gibt es mehr oder weniger verpflichtend Sport an der Schule. Anschließend muss man bis nach Mitternacht lernen." Locker könne man das nicht nennen, wenn Mütter für ihre Sprösslinge stark sogar Freizeit-Termine festmachen. Events lockerten das Lernen auf: Empfang beim Bürgermeister, ein Zeitungsinterview, Washington D.C. und New York wurden besucht. Bei einem Abend mit der Partnerschaftsvereinigung Sister City Affiliation präsentierten vier KDG-Artisten Kunststücke des Circus Butterfly. Angelika Gadow musste bei einem Quiz über Hagerstown ihr Wissen unter Beweis stellen. Einen Tag bei den Amish People, die leben wie vor 300 Jahren, verbrachte Anke Siebert: „Die sind mit Pferdefuhrwerken unterwegs." Michael Vos verbrachte Ostern am Meer und besuchte einen dreistündigen Mormonengottesdienst. Als krass empfanden die Schüler den Gegensatz zwischen üblichem Waffenbesitz und der Betonung der Religion im Alltag. BastianTebbe: „Ich kann jetzt das amerikanische Vaterunser. Vor jedem Essen wurden wir gesegnet."
INFO
Der Rahmen
20 KDC-Schüler aus den Klassen 9 und 10 waren in Hagerstown. Sie waren aus 64 Interessenten ausgesucht worden. Kosten: 680 Euro für Flug, Ausflüge und Taschengeld. Schulleiter Dr. Heinzgerd Schott, Ute Pürschel und Ernst Gadow waren als Lehrer mit dabei.
MARTHA AGETHEN in RP vom 20.04.2005
Stars and Stripes als Souvenir: Drei Wochen haben diese Schüler des KDG Wesels Partnerstadt Hagerstown besucht und sind nun mit einer Menge Eindrücken vom Leben in Amerika an den Rhein zurückgekehrt. RP-FOTO: EKKEHART MALZ
Die Weseler lebten in amerikanischen Gastfamilien. Der Gegenbesuch ist für Juni 2006 geplant.