Älteste Schule in Wesel
Rheinische Post am 05.07.2024
Wesel · Die Schule in Wesel würdigte zuletzt die Verdienste von fünf Kräften des Kollegiums. Sie gehen nun neue Wege. Darunter ist auch ein Urgestein, das dort selbst vor 45 Jahren sein Abitur absolvierte. So verlief die Verabschiedung.
Von Fritz Schubert
Mit dem Ende eines Schuljahres ist immer auch ein Neubeginn verbunden. Auf die Mädchen und Jungen warten nach den Ferien neue Jahrgangsstufen, doch auch im pädagogischen Personal gibt es oft Wechsel. Das Konrad-Duden-Gymnasium Wesel (KDG), dessen Existenz seit 1342 belegt ist, würdigt die Gehenden traditionell mit einem zwanglosen Fest des gut hundertköpfigen Kollegiums im Innenhof. So auch am Donnerstagabend, an dem unter anderem Urgestein Bertram Burgner in den Ruhestand verabschiedet wurde.
Der 63-Jährige hat zwar „nur“ die vergangenen 14 Jahre am KDG Mathe und Erdkunde unterrichtet sowie zahlreiche Funktionen bekleidet, aber ein Urgestein ist er trotzdem. Denn vor 45 Jahren hat der gebürtige Weseler selbst an der Schule sein Abitur gemacht. Er gehörte nach dem Umzug vom Herzogenring (heute Amtsgericht) ins neue Schulzentrum in der Feldmark 1979 zum letzten Abi-Jahrgang, der noch vom legendären Oberstudiendirektor Helmut Beckmann (1916-2017) verabschiedet worden war. Das Besondere an Burgner sei seine starke Verbundenheit mit seiner Schule. Dies drückt sich unter anderem dadurch aus, dass er weiterhin die Ehemaligentreffen am ersten Freitag im September mitorganisieren wird. „Das ist wunderbar“, sagte Schulleiterin Karen Schneider in ihrer Laudatio. „Sie sind die Idealbesetzung für diesen Posten, als ehemaliger KDG-Schüler und KDG-Lehrer mit hoher persönlicher Identifikation und starker lokaler Verankerung.“ Bekannt ist Burgner auch als ehemaliger stellvertretender Leiter der Volkshochschule Wesel und im Sport als Motor des Badminton-Vereins Wesel Rot-Weiss.
Neben Oberstudiendirektorin Karen Schneider sorgten Vertreter der jeweiligen Fachschaften für teils rührende Szenen bei der Verabschiedung der weiteren Kräfte. Beispiel Florian Bongers (Mathe, Informatik): Von 2003 bis zum Abitur 2012 war er selbst Schüler des KDG und kam nach Studium und Referendariat 2020/2021 nach Wesel zurück – mit hälftiger Abordnung an die Ida-Noddack-Gesamtschule Wesel. „Jede Woche zwei Tage Gesamtschule, drei Tage KDG; so sah Ihr Alltag in den letzten drei Jahren aus“, sagte Schneider und lobte ihn als tollen Pädagogen. „Sie begeistern die Schüler und vor allem interessieren Sie sich auch für sie.“ Junge Leute werden von diesem Engagement nun nicht mehr profitieren: Bongers hat gekündigt, steigt aus dem Beamtenverhältnis aus und geht in die freie Wirtschaft. Gleichwohl gab ihm Karen Scheider mit auf den Weg, dass die Tür zum KDG für ihn immer offenstehe.
Nach zwölf Jahren am KDG wurde auch Lehrerin und Deeskalationstrainerin Inga Susing (Englisch, Sport) verabschiedet. Schneider hob ihre „unerschöpfliche Energie und stets gute Laune“ hervor. Susing hat unter anderem die Sporthelferausbildung ins Leben gerufen und geht nach eigenem Bekunden nicht gerne, wünschte sich aber eine Stelle mit mehr Nähe zum Wohnort. Die hat sie nun an einer Schule in Duisburg gefunden.
Außerdem wurden zwei Frauen verabschiedet, deren Job selten im Rampenlicht steht und wohl von vielen in seiner Wichtigkeit unterschätzt wird: Schulsozialarbeit. Karen Schneider wusste die Verdienste von Jeanine Giebel und Sarah König sehr wohl in Worte zu kleiden. Giebel hatte ab 2020 eine befristete Stelle und fand nun eine in der Nähe ihres Wohnortes. König war bereits 2012 gekommen und hatte die Schulsozialarbeit neu initiiert und den Aufgabenbereich selbstständig aufgebaut. So hatte sie unter anderem Kinder aus bedürftigen Familien mit digitaler Technik aus einem Sozialfonds versorgen können. In der Coronazeit hatte Sarah König – während das Kollegium im Homeoffice war – täglich Kinder des KDG betreut, die aus den unterschiedlichsten Gründen in Einzelräumen Homeschooling machten. Sie geht nun an eine Duisburger Grundschule.