In den neuen Mensen der Weseler Gymnasien essen statt der prognostizierten 120 jeweils nur 60 bis 80 Schüler. Neben Lob gibt's auch Kritik am Geschmack. Mensa-Ausschuss schlägt Caterer vor, zusätzlich Fastfood anzubieten.
VON KLAUS NIKOLEI in RP vom 29.5.2009
WESEL Majonaisiger Kartoffelsalat mit Nudeln und Bolognese-Soße: Eine gewöhnungsbedürftige Kombination, die Simon Schneider (17) durchaus mundet. „Schmeckt so gut wie zu Hause", sagt der Oberstufenschüler des Andreas-Vesali-us-Gymnasiums, der seinen Teller in der AVG-Mensa zum zweiten Mal gefüllt hat. Donnerstags in seiner Freistunde ist er hier Stammgast. Keine Frage: Simon und seinem Kollegen Florian Naumann (17), der sich für Nudeln, Tomatensoße und Reis vom Büfett entschieden hat, gefällt das „All-you-can-eat"-Angebot in der neuen Schulmensa grundsätzlich.
Viele essen in der Innenstadt
Trotz des vergleichsweise günstigen Preises (3,20 Euro) sind viele ihrer Mitschüler nicht auf den Geschmack gekommen. Zum Teil unzufrieden mit Auswahl, Temperatur und Präsentation der Speisen, zieht's etliche Schüler in die Innenstadt, wo sie ihren Appetit mit Pommes, Pizza, Döner und Co stillen. Und genau das bereitet der Schulleitung und auch dem Lieferanten des Essens, „Hauskoch"-Chef Ulrich Lütke (51), Sorge. Denn: „Um wirtschaftlich arbeiten zu können, müssten wir sowohl am AVG als auch am Konrad-Duden-Gymnasium täglich 120 Essen verkaufen. Tatsächlich sind es pro Schule 60 bis 80."
Das hängt damit zusammen, dass nur die Klassen sechs bis acht (G 8) eine Stunde Mittagspause haben. „Bei 150 Schülern in der Sekundarstufe I sind 60 bis 80 Gäste täglich ein guter Schnitt", findet AVG-Direktor Jürgen Berner. Wie Kollege Dr. Heinzgerd Schott vom KDG („Ich esse gerne in der Mensa, das Essen ist frisch und schmackhaft") ist Berner überzeugt, dass sich die Nachfrage steigern ließe. Im Mensa-Ausschuss, besetzt mit Vertretern beider Schulen, kam das Problem jüngst auf den Tisch. Ergebnis: Caterer Ulrich Lütke soll sein Konzept modifizieren und neben einer kompletten Mahlzeit auch „Kleinigkeiten auf die Hand" anbieten. „Wir möchten durch ein abgestuftes Angebot aber keine Fast-food-Kultur. Das Büfett-Angebot in der jetzigen Form soll auf jeden Fall beibehalten werden", betont Dr. Schott.
Künftig Hamburger und Pizza
Lütke, der in der Lauerhaas-Gesamtschule mit 14 Mitarbeitern knapp 700 Portionen für 30 Schulen und Kindergärten zubereitet, ist „kein Freund von Mahlzeiten auf die Hand. Das entspricht nicht meinem Selbstverständnis von Schulverpflegung". Doch will er sich nicht sträuben, künftig verstärkt „gut gemachte Hamburger und Pizzastücke" für kleines Geld anzubieten.
INFO: Umfrageergebnisse
Caterer Ulrich Lütke verweist stolz auf die Ergebnisse einer Umfrage unter Nutzern der neuen Mensen. Praktisch alle Befragten hätten Qualität, Geschmack und Temperatur der angebotenen Speisen mindestens mit einem „zufriedenstellend" bewertet. Dass nicht jedem alles schmeckt, findet er normal: „ „Wenn fünf am Tisch sitzen, meckert immer einer."