Wohin mit einer Duden-Büste - und wie soll das Denkmal aussehen ? Ex-Lehrer Horst Schroeder zeigt Beispiele.
VON FRITZ SCHUBERT in RP vom 15.7.2009
WESEL Die Diskussion um touristisches Marketing mit Duden sowie Platz und Gestaltung eines Duden-Denkmals hat jetzt auch Horst Schroeder auf den Plan gebracht. Der ehemalige Schüler und Lehrer des Gymnasiums, das heute Dudens Namen trägt, machte auf Bad Hersfeld aufmerksam, wo der Rechtschreib-Papst aus Wesel 29 Jahre lang am Gymnasium wirkte. Mit Vornamens-Vetter Konrad Zuse, der weltweit als Erfinder des Computers gefeiert wird, bildet er ein Denkmal-Ensemble.
Diesen Gedanken habe die Stadt in gelungener Form realisiert, meint Horst Schroeder. Die Gruppe stehe vor der Klosterruine, dem ältesten Teil der Stadt. „Kein Verkehrsknotenpunkt, aber ein Platz mit Würde", sagt der pensionierte Gymnasiallehrer und Geschichtsexperte Schroeder. „Beide Personen sind keine gebürtigen Hersfelder, aber ihre Namen sind eng mit der Stadt verbunden." Die vorgelegten Fotos stammen von Anke Goldberg, Studienrätin an der Duden-Traditionsschule in Bad Hersfeld und Autorin des Bandes „Konrad Duden - Schreibe wie du sprichst".
Schroeder beantwortet auch eine Frage, die sich in Wesel offenbar noch niemand gestellt hat. Denn zu dem in der Weseler Denkmal-Diskussion oft gezeigten Büste, sei nie gesagt worden, was es damit auf sich habe. Ob es sich zum Beispiel schon um die von der Verbands-Sparkasse georderte Arbeit handele. Schon vor zwei Jahren, so Schroeder, erschien die letzte Duden-Biografie mit einer Abbildung jener Bronzeplastik, die in Bad Hersfeld steht. Außerdem macht Schroeder auf einige Ungenauigkeiten im Lebenslauf Dudens aufmerksam. Etwa den Schwiegervater Gustav Jacob betreffend, der Honorarkonsul in Catania (Königreich beider Sizilien) gewesen sei. Einen „deutschen Konsul" habe es in Ermangelung eines deutschen Staates zu der angegebenen Zeit (1861) nicht geben können. - Ein Fall fürs Stadtarchiv.
VON FRITZ SCHUBERT in RP vom 9.7.2009
WESEL Wenn in Wesel von Konrad Duden die Rede ist, dann geht es fast immer auch um sein Abitur an dem Gymnasium, das heute seinen Namen trägt. Stolz ist die Penne auf ihren berühmten Absolventen, den „Vater der deutschen Rechtschreibung". Seine schulischen Leistungen sind vorwärts und rückwärts untersucht worden. Beim Blättern in den Archiven springt ein Satz immer wieder ins Auge. „Die Kenntniß der Litteratur ist befriedigend", steht im Zeugnis vom 24. August 1846. Es ist die schwächste Zeugnisnote Dudens, denn alle weiteren Beurteilungen entsprechen einem heutigen Gut. Im Französischen schnitt er gar noch besser ab - „vorzüglich gut". Aber bei Duden geht es natürlich immer nur ums Deutsch. Oberlehrer Dr. Wisseier stellte die Prüflinge hier vor die Aufgabe, sich mit dem Aufsatzthema „Die Widerwärtigkeiten sind die besten Pflegerinnen menschlicher Tugend" auseinanderzusetzen.
Im Waisenhaus gewohnt
Dass dem mit 17 Jahren jüngsten Primaner Duden dazu nur Allgemeinplätze einfielen, kann Horst Schroeder gut nachvollziehen. Der ehemalige KDG-Lehrer hatte sich unter anderem 1996, zum 150. Abitur-Jahrestag, noch einmal mit den Arbeiten befasst. Schroeder kam zu dem Schluss, dass für die Lösung der Aufgabe Lebenserfahrung fehlte und die im Weseler Waisenhaus verbrachte Schulzeit Duden nicht unbedingt als süß empfunden haben muss. Deutschlehrer Wisseler kam zu dem zurückhaltenden Ergebnis: „Vorstehender Aufsatz entspricht ebensowohl hinsichtlich der Gedanken=Entwicklung als auch der Darstellungs=Form, trotz einiger Mängel in der Politur dieses letzteren, den Anforderungen an eine Abitur=Arbeit in hinreichendem Maße genügt somit zur Beurkundung der academischen Reife des Verf. für's Deutsche." Mit anderen Worten: ausreichend, eine Vier. Im Mündlichen hatte Duden Schillers Lebensumstände vorzutragen und den Anfang der „Glocke" zu deklamieren. „Befriedigend" befand die Kommission, womit auch diese Note am unteren Ende seines Zensurenspektrums lag. Heraus kam dann die „Gesamt-Drei".
Gelernter Alt-Philologe
Der Weseler Pädagoge Schroeder ordnet dies im Kontext des höheren Schulwesens in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts ganz anders ein, als es flüchtige Betrachter des Duden-Abiturs heute gemeinhin tun. Klassische Bildung stand damals im Mittelpunkt, die Antike war das Maß der Dinge. Hauptfächer waren Religion, alte Sprachen und Französisch als moderne Kultursprache. „Von acht schriftlichen Arbeiten hatte der lateinische Aufsatz das größte Gewicht. Deutsche Literatur zu kennen, gehörte auch dazu, das gilt vor allem für die Dichtung, und „kennen“ bedeutete „auswendig kennen", sagt Schroeder. „Die Leute halten Duden immer für einen Germanisten. Aber das war er nicht. Er war ein gelernter Alt-Philologe, wie es auch sein Promotionsthema beweist - die ‚Antigone’ von Sophokles."
Heute steht „der Duden" als unverzichtbare Hilfe zur deutschen Rechtschreibung millionenfach in den Bücherregalen. Am 21. Juli erscheint die 25. Auflage des Standardwerks. Der Dudenverlag (Mannheim) bietet ferner eine schier unglaubliche Auswahl an Nachschlagewerken und Lernmedien - darunter auch die SMS-Fibel „„Von HDL bis DUBIDODO". Quelle: RP vom 9.7.2009