WESEL Für zehn Schüler des Konrad-Duden-Gymnasiums bedeutete der gestrige Start in die Sommerferien Abschiednehmen von ihren Klassenkameraden. Denn sie springen von Klasse neun direkt in Stufe elf. „Es ist ziemlich außergewöhnlich, dass so viele den Schritt wagen", sagt Klassenlehrer Gerd Wrobel, der die Schüler seit der siebten Klasse betreut. Üblich waren bislang zwei oder drei Springer-Schüler. „Bei den Zehn handelt sich aber auch um sehr gute und hochmotivierte Jungen und Mädchen."
Fit durch Englisch
Dass sie lernen wollen und ehrgeizig sind, haben Elena Seidler, Carolin Ruth, Laura Sandlo, Annette Rademacher, Anne Buschmann, Laura Schreiber, Natalie Jeromin, Manuel Grunden, Lucia Boden und Moritz Appels bereits vor zwei Jahren bewiesen. Damals wurden die KDG-Schüler für den bilingualen Zweig ausgewählt. Seitdem erhalten sie in den Fächern Erdkunde, Politik und Geschichte Unterricht ausschließlich in englischer Sprache, zum Teil mit erhöhter Stundenanzahl. „Zu Beginn der neunten Klasse war dann klar, dass die Schüler den Sprung in Stufe elf schaffen können", erklärt Lehrer Wrobel. „Das macht Sinn, denn so können sie dem Doppel-Abitur-Jahrgang in 2013 entgehen."
Sechs Monate lang wurden die zehn KDG-Schüler nun für den Sprung in die Oberstufe fit gemacht. „Vorbereitet wurden sie in den Fächern Mathematik und Chemie", so der Klassenlehrer, der ab Herbst 20 Schüler in der bilingualen Klasse 10 d unterrichten wird. „Der Rest der Klasse versteht, warum die Schüler springen", sagt Wrobel. „Sie werden ebenfalls davon profitieren. Eine Neiddiskussion hat es nicht gegeben." Die zentrale Abschlussprüfung in Klasse zehn sparen sich die Auserwählten mit ihrem Sprung in die Oberstufe. Wrobel: „Ab Herbst bleiben sie zunächst in den bilingualen Fächern unter sich."
Warum haben die KDG-Schüler einer frühzeitigen Versetzung zugestimmt? „Ich möchte dem doppelten Abitur-Jahrgang entgehen", erklärt Carolin Ruth. Im Jahr 2013 würden doppelt so viele Jugendliche auf den Ausbildungs- und Studienmarkt strömen. „So gehören wir noch zum letzten Jahrgang, der sein Abitur nach 13 Jahren ablegt." Für Elena Seidler spielte dies bei ihrer Entscheidung keine große Rolle: „Meine Eltern sind dagegen, dass ich überspringe. Ich möchte meine Freunde nicht verlieren und wechsle deshalb mit ihnen."
In der Gruppe ist die Freude groß über die Chance. „Das ist eine Ausnahme und wirklich klasse", sagt Laura Sandlo. „Wir haben alle gute Leistungen erbracht und es somit auch verdient." Derzeit fragen sich die Schüler nur, ob sie den Anschluss in der Oberstufe schaffen werden. „Es liegt noch viel Arbeit vor uns", erklärt Annette Rademacher. „Doch wir schaffen es!"
Gabi Schultze in NRZ vom 2.7.2009
Wesel. 30 Schülern überreichte Gerd Wrobel gestern in der 9 d des Konrad-Duden-Gymnasiums ihre Zeugnisse. Wenn der Lehrer für Deutsch und Sport allerdings nach den Ferien wieder vor seiner Klasse steht, wird sich ihm ein ganz anderes Bild bieten: Dann sitzen ihm nur noch 20 Mädchen und Jungen gegenüber. Die übrigen ziehen aber nicht etwa um oder bleiben sitzen. Im Gegenteil - sage und schreibe zehn Schüler der Klasse 9 d überspringen ein Schuljahr und gehen nach den Sommerferien in die Stufe elf.
So etwas habe es am Konrad-Duden-Gymnasium noch nie gegeben, sagt Schulleiter Dr. Heinzgerd Schott. Ein Zufall? "Nicht ganz", erklärt Klassenlehrer Gerd Wrobel. "Nennen wir es lieber einen gesteuerten Zufall." Der Jahrgang sei der erste, in dem Schüler nicht mehr "willkürlich" oder nach dem Wunsch der Eltern in den bilingualen Zweig wechseln konnten, sondern in dem Lehrer nach der Klasse sechs Empfehlungen ausgesprochen haben, wer geeignet sei und wer nicht. "Meine Klasse ist die bilinguale dieser Stufe, in der also sowieso schon die besseren Schüler sind", erläutert Gerd Wrobel. "Wenn man dann noch die unglaubliche Motivation, die die Schüler an den Tag legen, und das tolle Lernklima in dieser Gruppe dazurechnet, dann ist das Ergebnis eine so tolle Klasse, wie ich sie wirklich noch nie erlebt habe:"
Ein Schüler hat abgelehnt
Schon zu Beginn des Schuljahres habe sich abgezeichnet, dass einige Schüler diese tolle Klasse verlassen und ein Jahr überspringen können werden, berichtet Gerd Wrobel. „Wir haben Überlegungen angestellt, Gespräche geführt und am Ende elf Schülern die Möglichkeit angeboten, von denen zehn sie wahrgenommen haben." Die Schüler, die in der Klasse bleiben, seien übrigens keineswegs neidisch. „Das ist das Tolle an dieser Gruppe", sagt Wrobel. „Hier freut man sich für den anderen, wenn er eine Chance bekommt."
Eine derjenigen, die ihre Chance nutzen und die zehnte Klasse überspringen, ist Lucia Boden. Ihr Vater sei zunächst gegen die Entscheidung gewesen, berichtet sie. „Für mich war aber klar, dass ich das machen will." Auch Natalie Jeromin hat keinen Augenblick gezögert. „Wir sind der letzte Jahrgang, der das Abi nach 13 Jahren macht", erklärt sie. „Die jetzigen Achter, die ihr Abi nach zwölf Jahren machen, hätten also gleichzeitig mit uns ihre Prüfungen. Allein, um dem zu entgehen, lohnt es sich, zu springen."
Zwischen Fremden
Manuel Gründen hat gezögert. „Unsere Klasse war wirklich toll", sagt er. „Da überlegt man sich schon, ob man im nächsten Schuljahr zwischen Fremden sitzen möchte." „Vor allem, da offenbar einige Schüler unserer neuen Stufe uns gegenüber skeptisch sind." Gerd Wrobel hat keinen Zweifel daran, dass seine Schützlinge die Herausforderung meistern werden. „Diese Jugendlichen sind keine weltfremden Streber, sondern aufgeschlossene junge Menschen, die sicher in kürzester Zeit Fuß fassen und wieder vorne mit dabei sind."
DIE „SPRINGER": Zentrale Abschlussprüfung gespart
Elena Seidler, Carolin Ruth, Laura Sadlo, Annette Rademacher, Anne Buschmann, Laura Schreiber, Natalie Jeromin, Manuel Grunden, Lucia Boden und Moritz Appels überspringen die zehnte Klasse. Im vergangenen Halbjahr wurden sie in Nachmittagskursen intensiv auf diesen Schritt vorbereitet und vor allem in Mathematik ihrer neuen Stufe angeglichen. Die zentrale Abschlussprüfung nach Klasse zehn müssen die „Springer" nicht absolvieren.