Protestwelle schwappt ins Düsseldorfer Schulministerium, aber an den höheren Schulen in Wesel herrscht Gelassenheit. Die breit kritisierten Abiturprüfungen führten hier nicht zu auffälligen Ergebnissen.
VON THOMAS HESSE UND FRITZ SCHUBERT in RP vom 7.6.2008
WESEL Das Zentralabi steht heftig in der Kritik. Was ist dran? In Wesel, so ergaben Recherchen der RP, ist die allgemeine Aufregung kaum nachvollziehbar. Dazu sagte Dr. Heinzgerd Schott, Chef des Konrad-Duden-Gymnasiums: „Bei uns gehen von 96 Schülern 19 in die Nachprüfung." Davon würden vier mit ihren Noten nach oben abweichen, da sie schriftlich vier Punkte mehr erreicht hätten als ihre Vornote aufwies. Schott: „Die ziehe ich dann ab, denn bisher wird kritisert, dass zu viele nach unten abweichen. Verbleiben 15 Nachprüflinge." Davon wiederum müssten zehn in Mathematik antreten.
Aber: „Mathe war schon in Vor-Zentralabi-Zeiten immer ein typisches Nachprüffach. "Aufgeschlüsselt heißt das am KGD, dass von den 36 Mathe-Schülern fünf im Leistungskurs die Nachprüfung machen. Im Grundkursbereich haben 25 Schüler Mathe als drittes Fach und davon müssen fünf in Abweichungsprüfungen. Schott urteilt: „Das ist nicht auffällig. In Mathematik gibt es eine gewisse Relevanz des Zentralabis. Aber das ist nicht auffällig." Das was kritisch über Biologie oder Physik gesagt werde, könne das KDG „auf keinen Fall bestätigen". Und: „Die Schüler waren insgesamt nicht überfordert, das können wir klar sagen." Auch könne er die Klagen in der Öffentlichkeit nicht nachvollziehen, dass sich Schüler beschwert hätten.
Auch am Andreas-Vesalius-Gym-nasium herrscht Gelassenheit. „Das ist für uns kein Thema. Es gibt keine signifikanten Abweichungen", sagte Schulleiter Jürgen Berner. Wohl sei festzustellen gewesen, dass die Matheaufgaben sehr umfangreich waren. Unter dem Zeitdruck hätten sich dann manche Schüler teils verrechnet oder seien nicht komplett fertig geworden. „Was schade ist, denn wer Mathe wählt, geht grundsätzlich schon den schwereren Weg", sagte Berner. Außerdem fürchte er ein schlechtes Signal für nachfolgende Abi-Generationen. Sie könnten abgeschreckt werden. Von insgesamt 139 angehenden Abiturienten am AVG gehen 39 in Nachprüfungen - in Grund- und Leistungskursfächern. Berner spricht aber auch von recht vielen Freiwilligen, die darin die Chance zur Verbesserung ihrer Note sähen. Ingesamt sind das am AVG neun Kandidaten.
Keine Beschwerden am Lauerhaaas
Bekannt ist mittlerweile, dass viel mehr Gesamtschulen als Gymnasien ein Problem haben sollen. Doch das kann auch die Weseler Gesamtschule am Lauerhaas nicht bestätigen. „Wir haben ohnehin sehr wenige Mathe-Prüfungen", sagte Veit Krickmeyer, Abteilungsleiter der Oberstufe. In diesem Jahr gab es nur eine. Von insgesamt 16 Abi-Kandidaten müssen fünf noch Punkte in Nachprüfungen gutmachen. Beschwerden übers Zentralabi sind Krickmeyer nicht bekannt.
INFO: Zweite Chance
Gelassenheit in Wesel, Aufregung in Düsseldorf: Im Schulministerium kam eine regelrechte Protestwelle an.
Ministerin Sommer reagierte: Wer nachweist, dass Prüfungsstoff vorher nicht behandelt wurde, bekommt eine zweite Chance.