Ausstellung: Das Konrad-Duden-Gymnasium präsentiert die sonst oft so trockene Materie mal „zum Anfassen“. Marc Patzwald in NRZ vom 19.08.2008
WESEL. Langsam gleitet der Ring nach oben. Der Mann zieht ihn weiter hoch, seine Beine werden von einer Seifenblase eingehüllt. Vorsichtig bewegt er die Arme. Die große Blase erreicht seinen Bauch, dann platzt sie. Er war nicht schnell genug. Wo lassen sich Menschen von Seifenblasen einhüllen? Wo knacken sie Codes? Wo beobachten sie, wie Kugeln um die Wette rollen? Die Antwort gibt das „Mathematikum", das zur Zeit in der Aula des Konrad-Duden-Gymnasiums gastiert. Passend zum Jahr der Mathematik hat der Förderverein des Gymnasiums die Sammlung nach Wesel geholt. Sonntag war die offizielle Eröffnung dieser Wanderausstellung unter dem Leitsatz „Mathematik zum Anfassen".
1993 ließ Professor Dr. Albrecht Beutelspacher von der Universität Gießen Mathematikstudenten Modelle erstellen und die „Mathematik, die da drin steckt" erklären. Daraus entwickelte sich die Ausstellung, die bereits in über hundert Städten Station machte. Die Idee dahinter lautet „Mathematik für alle". Ein spielerischer Zugang soll ansprechen - nach dem Motto „Ich bin einfach, vor mir brauchst du keine Angst zu haben".
„Jeder der Besucher ist ein Forscher", sagt Beutelspacher. Alle Ausstellungsstücke sind mit Texten versehen, die den Sachverhalt kurz aber präzise verdeutlichen. Danach geht's ans Ausprobieren, bis der „Aha-Effekt" und ein Gefühl der Zufriedenheit eintreten. Was der Professor zunächst beschrieb, spielte sich genau so ab, als die Weseler die Exponate erkundeten. Sie diskutierten, waren regelrecht fasziniert und konzentriert, halfen sich gegenseitig und lösten so die Aufgaben.
Die Sammlung ist für alle Altersgruppen geeignet, die die Mathematik mal fern von Formeln und trockener Theorie kennenlernen wollen. Auch einige Mathe-Lehrer nahmen sich Zeit, um die Exponate zu begutachten und sie auch im Unterricht anwenden zu können. Ginge das mit der Mathematik doch nur immer so spielerisch, mag mancher Schüler gedacht haben.
FÜR ALLE OFFEN
Wer die Ausstellung besuchen möchte, kann dies bis zum 22. August tun. Die Öffnungszeiten sind heute und morgen von 14 bis 16 Uhr und Donnerstag bis Freitag von 16 bis 20 Uhr. Eine Voranmeldung für Einzelpersonen ist nicht nötig. Schulklassen, die vormittags die Welt der Mathematik erkunden möchten, sollten sich aber vorher am Konrad-Duden-Gymnasium anmelden: 0281/64595. Für Erwachsene beträgt der Eintritt zwei und für Kinder, die nicht zum KDG gehen, einen Euro. Informationen über das Mathematikmuseum „Mathematikum" gibt es im Internet unter www.mathematikum.de.
in RP vom 21.8.2008
WESEL (tpi) Mit voller Begeisterung rennen rund 50 Kinder der Klassen sieben und acht durch die Aula des Konrad-Duden-Gymnasiums. Dabei steht Mathe auf dem Stundenplan. Nur anders eben. Immer wieder machen die Schüler an einer der 25 Stationen halt und sind beispielsweise fasziniert von der Riesenseifenhaut, dem Penrose-Puzzle ohne identische Teile und der Leonardo-Brücke, die ohne Kleber gebaut wird. In dieser Woche ist nämlich anlässlich des Jahres der Mathematik am KDG das Mathematikum der Universität Gießen mit seiner interaktiven Wanderausstellung „Mathematik zum Anfassen" zu Gast.
1994 erarbeitete Prof. Dr. Albrecht Beutelspacher in einem Mathematik-Proseminar mit seinen Studenten ein paar Ideen für die Ausstellung, die sich seitdem immer größerer Beliebtheit erfreut. Auch die stellvertretende Schulleiterin des KDG, Renate Brützel, ist von der Ausstellung angetan. „Eine tolle Sache. Denn Mathe soll schließlich auch Spaß machen." Derweil haben sich die 12-jährigen Schüler Noah Smeets, Felix Paus und Tom Himmelreich in der Riesenseifenhaut versammelt, die die Jungs bei geduldigem Hochziehen des Reifens vollkommen umschließt. Die drei Siebtklässler finden den „neuen" Mathe-Unterricht einfach nur „total cool." Geschichts- und Deutschlehrer Olaf Göhmann schlägt in die gleiche Kerbe. „So hätte mir Mathe früher auch Spaß gemacht", sagt er lachend. Für die 13-jährigen Bianca Keitemeier und Verena Meiners ist der eigene Mathe-Unterricht zwar gut, aber „selber machen ist viel besser als Theorie."
Heute und morgen geöffnet
Vorm Computer sitzt Tobias Preiss (12). Er gibt sein Geburtsdatum ein und stellt erstaunt fest, dass dieses Datum an der 157 137. Stelle der Zahl Pi vorkommt. Die spannende Ausstellung, die vom Förderverein und dort auf Anregung von Dr. Gerd von Harten organisiert und finanziert wird, ist noch heute und morgen für jedermann zu bewundern.
Öffnungszeiten: 16-20 Uhr; Eintritt: Kinder einen Euro, Erwachsene zwei Euro