AVG und KDG begrüßen angekündigte Korrekturen am Abitur nach acht Jahren (G 8). Weil die Kinder wegen des Nachmittags-Unterrichts kaum noch Freizeit haben, wird der Ruf nach Ganztags-Betreuung und mehr Personal laut.
VON KLAUS NIKOLEI in RP vom 12.2.2008
WESEL Turbo-Abi und die Folgen: Der beim Krisengipfel im Schulministerium beschlossene Maßnahmenkatalog zur Entschärfung der Probleme durch das Abitur nach acht Jahren (G 8) hat gestern bei Eltern und Lehrern an den beiden Weseler Gymnasien für Gesprächsstoff und Zustimmung gesorgt. „Ich begrüße die Überarbeitung des Schulgesetzes", sagte Jürgen Berner, Direktor des Andreas-Vesalius-Gymnasiums. „Die zeitliche Belastung der Schüler, die nach zwölf Jahren Abitur machen, ist enorm." Schon jetzt hätten Elfjährige 33 Wochenstunden. Folge: Sie haben an drei Tagen bis zur siebten Stunde (14.15 Uhr) Unterricht.
Laut Beiner beklagen sich viele Eltern bei den Klassenlehrern über die Belastungen. Dem Direktor geht der Maßnahmenkatalog (siehe Info) noch nicht weit genug. „Wir brauchen den Ganztag und den damit verbundenen 20-prozentigen Stellenzuschlag. Dafür muss Geld locker gemacht werden", fordert Berner.
Burkhard Landers, Elternpflegschaftsvorsitzender des AVG, kann Berner da nur beipflichten. „Wir brauchen den Ganztag, benötigen eine vernünftige Hausaufgabenbetreuung, so dass die Kinder auch mal wieder Zeit haben zum Toben und für Sport. Das geht nicht alles am Wochenende."
Das Amt des Elternpflegschaftsvorsitzenden bekleidet am Weseler Konrad-Duden-Gymnasium (KDG) Heinz-Georg Oberender. Er hat aus der RP von dem in Düsseldorf erarbeiteten Maßnahmenkatalog erfahren und hält ihn für einen Schritt in die richtige Richtung. „Es tut not, dass da endlich etwas passiert. Denn so, wie die Dinge zur Zeit laufen, kann es nicht weitergehen." Aus Gesprächen mit Eltern weiß Oberender, dass es vereinzelt Zehn-und Elfjährige gibt, die erst gegen 17 Uhr nach Hause kommen. Und dann müssen noch Hausaufgaben gemacht werden. „Da bleibt für Freizeitaktivitäten nicht mehr viel." Natürlich ist ihm bewusst, dass sich Deutschlands Schüler im internationalen Wettbewerb befinden. Aber: „Wenn, dann bitte auch ein Kampf mit gleichen Waffen. In unseren Nachbarländern gibt es den Ganztagsunterricht. Deutschland hat da jede Menge Nachholbedarf." Das sieht auch Julia Sartingen (Marienthal) so. Die Grundschullehrerin ist Mutter eines Sechstklässlers am KDG und Klassenpflegschaftsvorsitzende. Ihr Sohn hat dreimal in der Woche sieben Stunden Unterricht und kommt dann erst um 15.15 Uhr nach Hause. „Zur Musikschule oder zum Sport kann er dann nicht mehr", sagt die Mutter. Sie bemerkt, dass so auch bei vielen anderen Kindern der Spaß am Lernen verloren geht.
INFO: Das soll sich ändern
Der in Düsseldorf verabschiedete Maßnahmenkatalog sieht vor: In den Klassen fünf und sechs Nachmittagsunterricht an höchsten einem Tag, in Stufe sieben und acht an zwei Nachmittagen. Keine Klassenarbeiten an Nachmittagen. Bei Nachmittagsunterricht sollen die Schüler künftig eine Stunde Mittagspause haben.