VON KLAUS NIKOLEI in RP vom 16.09.2008
WESEL Der Wettbewerb der beiden Weseler Gymnasien um Schüler könnte ab dem nächsten Schuljahr unter veränderten Vorzeichen stehen. Denn die Verwaltung möchte das Konrad-Duden-Gymnasium ins kreisweite Rennen um die Umwandlung in ein gebundenes Ganztagsgymnasium schicken. Hintergrund: Das Land wird in den nächsten beiden Jahren die Einrichtung von zwei Ganztagsgymnasien pro Kreis mit 100.000 Euro pro Schule fördern.
In seiner nächsten Sitzung am Mittwoch, 24. September, 16.30 Uhr im Ratssaal, wird sich der Weseler Schulausschuss intensiv mit dem Thema befassen. Verwunderlich: In der Sitzungsvorlage fehlt ein konkreter Beschlussvorschlag. Dabei geht aus dem Papier deutlich hervor, dass im Innenstadt-Gymnasium die räumlichen Voraussetzungen für den verpflichtenden Ganztag nicht gegeben sind. Ein nötiger Anbau sei nicht finanzierbar, heißt es. Anders die Situation am KDG. In der angrenzenden Hauptschule gehen die Schülerzahlen deutlich zurück, stehen entsprechend Räume leer. Die könnten mit Hilfe der Landesförderung passgenau umgebaut werden. „Es sind allein die räumlichen Voraussetzungen, die aus Sicht des Trägers für das Duden-Gymnasium als gebundene Ganztagsschule sprechen", erklärte Fachbereichsleiterin Ila Brix-Leusmann auf Anfrage. Für Eltern in Wesel wäre eine Wahlmöglichkeit sicherlich eine Bereicherung. Der entsprechende Beschlussvorschlag der Verwaltung, kündigte Brix-Leusmann an, werde bis zur Sitzung nachgereicht.
Mehr Zeit für Freizeitgestaltung Sollte sich der Ausschuss mehrheitlich der Meinung Brix-Leusmanns anschließen, wäre das für AVG-Schulleiter Jürgen Berner nicht leicht zu verstehen. „Ich wäre enttäuscht, wenn allein finanzielle Gründe den Ausschlag geben würden und unsere objektiv sehr gute schulische Arbeit vom Schulträger nicht besser belohnt werden kann." Schließlich, so Berner, gebe es keine Schule weit und breit, die so viele Seiteneinsteiger zum Abitur führe. Und genau das fordere die Landes- und Bundespolitik. Sollte das Duden-Gymnasium tatsächlich den gebundenen Ganztag bekommen, wäre das nach Überzeugung Berners aber kein Wettbewerbsnachteil für seine Schule. Denn: „Wir könnten durch das Landesprogramm Geld statt Stellen mit Hilfe von Förder- oder Trägerverein eine Nachmittagsbetreuung sicherstellen. Der Antrag ist bereits gestellt." Anders als beim verpflichtenden Ganztag, könnten AVG-Schüler weiterhin an drei von fünf Nachmittagen ihre Freizeitaktivitäten individuell gestalten, betont Berner.
20 Prozent mehr Lehrer
WESEL Die Freude ist bei Dr. Heinzgerd Schott noch verhalten. „Mal sehen", sagt der KDG-Schulleiter, „wie die Diskussion im Schulausschuss verläuft." Aber natürlich macht er sich berechtigte Hoffnungen, künftig Chef einer echten Ganztagsschule zu sein. Die habe nämlich einen Vorteil: „Für jede Jahrgangsstufe, die nach acht Jahren das Abitur macht, bekomme ich 20 Prozent mehr Lehrer und kann damit eine qualitativ bessere Betreuung anbieten." In Kleingruppen könnten Schüler dann von ausgebildeten Pädagogen nachmittags individuell gefördert werden. Und das Argument, dass Schüler eines gebundenen Ganztagsgymnasiums weniger Freiräume hätten, lässt er nicht gelten. „Würden wir den Zuschlag im Kreis erhalten, hätten unsere Schüler 36 Stunden und an drei Nachmittagen Unterricht. Andere Gymnasien kommen auf 34 Stunden und unterrichten an zwei Nachmittagen", rechnet Dr. Schott vor. Er ist außerdem überzeugt davon, dass auf den Schulträger künftig zusätzliche Kosten zukommen. „Die Verweildauer von Pädagogen wird steigen. Lehrerzimmer sind bislang Aufenthaltsräume. Was wir brauchen sind Lehrerarbeitsplätze, wie sie in Ganztagsschulen längst Standard sind."
INFO: Kein Bedarf
Auch Realschulen können Fördermittel für den gebundenen Ganztagesbetrieb bekommen. Die beiden Weseler Realschulen sehen allerdings aktuell keinen Bedarf. In den zehn Städten des Kreises Wesel gibt es insgesamt 13 Realschulen.
VON KLAUS NIKOLEI in RP vom 25.09.2008
WESEL Weil durch das Abitur nach zwölf Jahren immer mehr Unterricht in den Nachmittagsbereich fällt, wollen die beiden Weseler Gymnasien den verpflichtenden Ganztagesbetrieb. Damit verbunden sind nämlich zusätzliche Lehrerstellen. Doch weil das AVG aus allen Nähten platzt, das KDG aber freie Räume in der angrenzenden Duden-Hauptschule nutzen könnte, schickt Wesel das Duden-Gymnasiums ins Rennen um den gebundenen Ganztag. So hat's der Schulausschuss gestern einstimmigbeschlossen.
Das Votum bedeutet aber nicht, dass das KDG nun automatisch zusätzliche Lehrer für die Übermittagsbetreuung bekommt. Denn das Land wird 2009 lediglich ein Gymnasium im Kreis in ein gebundenes Ganztagsgymnasium umwandeln. Mitbewerber ist auf jeden Fall Moers. Rheinberg hat auch Interesse signalisiert, in Dinslaken wird noch überlegt.
Mehrfach wurde von Politik und Verwaltung darauf aufmerksam gemacht, dass beide Gymnasien hervorragende Arbeit leisten würden und die Entscheidung für das KDG allein mit Sachzwängen zu tun habe.
Hauptschule Nord verunsichert
Der Plan der Verwaltung, dass das Duden-Gymnasium künftig Räume in der Duden-Hauptschule nutzen soll, hat dort für Unruhe und Verwunderung gesorgt. KDG-Leiter Dr. Heinzgerd Schott erklärte im Ausschuss, dass Hauptschul-Kollege Bernd Baumann mittlerweile den Eindruck habe, „dass das Fell des Bären bereits verteilt ist, bevor mit dem Bären überhaupt gesprochen wurde". Es sei deshalb dringend erforderlich, so Dr. Schott, „dass die Verwaltung mit allen drei Schulen gemeinsam ein zukunftsfähiges Konzept entwickelt."
Vorsitzender Ulrich Richartz (CDU) erklärte, dass die Diskussion um den Ganztag den Ausschuss dauerhaft begleiten werde.
NRZ vom 25.9.2008
SCHULAUSSCHUSS. Weil das Platzangebot im Schulzentrum Nord einfach besser ist, soll das Duden-Gymnasium Ganztagsschule werden.
WESEL. In Sachen Ganztag hat der Schulausschuss in seiner gestrigen Sitzung zwei wichtige Projekte auf den Weg gebracht. Einstimmig haben die Politiker die Erweiterung der Grundschule Buttendick beschlossen. In punkto Bewerbung um ein Ganztags-Gymnasium schickt die Stadt das Konrad-Duden-Gymnasium ins Rennen.
Was die Erweiterung der Obbrighovener Grundschule angeht, fiel die Wahl auf die von der Verwaltung vorgeschlagene Variante 1, für die sich die CDU-Fraktion bereits ausgesprochen hatte. Für rund 370 000 Euro soll nun das Dach des Schulgebäudes angehoben und dieser Bereich ausgebaut werden. Dadurch gibt es zusätzlichen Platz für zwei Gruppenräume und eine Bibliothek. Während der Bauarbeiten kann weiter unterrichtet werden, außerdem bleibt der Pausenhof gleich groß. Für die Ausschussmitglieder ein weiterer Grund, die in der Anschaffung zwar günstigere aber auf Dauer teurere Container-Lösung abzulehnen.
Keine Diskussion über Hauptschul-Schließung
Dass beide Gymnasien in der Stadt sehr gute Arbeit leisten, sei es was Entwicklungsprognosen und pädagogische Konzepte angeht, ist in der Politik unbestritten. Aber wichtig ist in der Diskussion um ein Ganztags-Gymnasium auch das Platzangebot. Und was das angeht, hat das KDG die besseren Karten, war man sich einig. Entspräche das Land der Bewerbung, könnte das KDG ab 2010 Räume von der ebenfalls im Schulzentrum Nord beheimateten Hauptschule übernehmen, die wegen sinkender Schülerzahlen weniger Platz benötigt. Diese Raum-Spielchen erweckten beim Rektor der Hauptschule den Anschein, damit das Ende seiner Schule zu besiegeln. Entsprechende Gerüchte kursierten in der Schule, so KDG-Direktor Heinzgerd Schott. „Die Diskussion ist eine über das Ganztagsgymnasium und keine über die Schließung einer Hauptschule'', entkräftete Dezernent Wolfgang Jung prompt.
„Wir wollen KDG und AVG fördern, damit beide Schulen vernünftig arbeiten können", sagte Ausschussvorsitzender Ulrich Richartz (CDU) und sendete dieses Signal vor allem in Richtung AVG-Chef Jürgen Berner. Das beinhalte auch räumliche Verbesserungen für das Innenstadt-Gymnasium, dass bereits jetzt aus allen Nähten platzt. (mawo)