JUGEND-LANDTAG. Der 17-jährige Henrik Dreyer aus Wesel schlüpft für drei Tage in die Rolle eines Abgeordneten. In Düsseldorf wird gewählt, diskutiert und abgestimmt.
MICHAEL TUREK in NRZ vom 21.6.2008
WESEL. Henrik Dreyer engagiert sich. Der 17-Jährige, der das Konrad-Duden-Gymnasium besucht, ist Schülersprecher, arbeitet in einer Eine-Welt-Gruppe mit. Ab morgen schlüpft er in die Rolle eines Landtagsabgeordneten. Für drei Tage darf der Weseler hautnah erleben, wie Politik gemacht wird, wie Entscheidungen vorbereitet und getroffen werden. Im Gespräch mit der NRZ berichtet er, wie er das Mandat für den erstmals einberufenen Jugend-Landtag erhalten hat.
Ohne Parteierfahrung
„Ich gehöre keiner Partei an", sagt er gleich zu Beginn. Sonst wäre seine Teilnahme auch nicht möglich gewesen. Es wurden Jugendliche gesucht, die noch keine Parteierfahrung haben. Nominiert hat den 17-Jährigen der hiesige CDU-Landtagsabgeordnete Wolfgang Hüsken. Alle 187 Abgeordnete durften einen Nachwuchs-Mandatsträger nach Düsseldorf schicken. Hüsken wandte sich an die Schulen. Und so erfuhr Henrik Dreyer von dem Angebot, in die Politiker-Rolle schlüpfen zu können. Sein Interesse war geweckt, auch einige seiner Mitschüler wollten ins Parlament. Die Wahl fiel schließlich auf den Schülersprecher. „Für mich ist es die letzte Chance dabei zu sein, da ich im nächsten Jahr Abitur mache."
Politik ist für ihn alles anderes als eine trockene Materie. „Ich habe gemerkt, dass viele im Parlament getroffenen Entscheidungen Einfluss auf den Alltag haben. Gerade in der Schule merkt man das ganz stark", meint Henrik Dreyer. Einen Vorgeschmack hat er bei einem Besuch des Landtags bekommen, zu dem ihn Hüsken eingeladen hatte. Da war er noch Zuschauer, ab Sonntag
sitzt er selbst auf einem der Abgeordneten-Plätze. Die Teilnehmer werden in Regierungsund Oppositionsfraktionen aufgeteilt. Sie beschäftigen sich mit jugendpolitisch relevanten Themen.
Konkret geht es um die Frage, ob das grundsätzliche Verbot wirtschaftlicher Werbung an Schulen aufgehoben und ob Kinder- und Jugendbeiräte in Kommunen verpflichtend eingeführt werden sollen. Beim letzteren Thema hat sich Henrik Dreyer schon seine Meinung gebildet. Generell sollten Jugendliche bei Entscheidungen mehr einbezogen werden, aber er bezweifelt dass sich Jugendparlamente realisieren lassen: „Ich glaube nicht, dass das Interesse auf lokaler Ebene vorhanden ist.
Debatte am Dienstag
Das Programm ist straff, Sonntag werden die Fraktionsvorsitzenden gewählt, einen Tag später werden die Themen in Arbeitskreisen, Ausschusssitzungen und zwei öffentlichen Anhörungen weiter diskutiert. Am dritten Tag ist die Plenarberatung vorgesehen. Und es kommt zur Abstimmung. Die nicht einfach nur so gemacht wird, die Entscheidung hat Auswirkung auf die richtigen Abgeordneten. Sie beschäftigen sich demnächst ebenfalls mit diesen beiden Themen.
Eventuell, so Henrik Dreyer, übernehmen sie den Beschluss des Jugend-Landtags. Dort wird ein weiterer Schüler aus dem Kreis Wesel Platz nehmen. Weil ein anderer Abgeordneter keinen Jugendlichen finden konnte, durfte Hüsken einen weiteren Platz belegen. Seine Wahl fiel auf Erik Holloh. Der Schermbecker besucht die Oberstufe des Andreas-Vesalius-Gymnasiums. „Ich glaube, dass es Spaß macht und dass ich viele Kontakte knüpfen kann", so Dreyer.
NEUE IMPULSE
Für Landtagspräsidentin Regina van Dinther ist die Aktion eine tolle Gelegenheit für Jugendliche, Politik praktisch zu erfahren. Ziel ist, dass sich die Teilnehmer anschließend leichter in der politischen Welt zurechtfinden und zu politischem Engagement ermuntert werden. „Auf der anderen Seite soll aber auch die Landtagsarbeit durch die Beschlüsse der Jugendlichen neue Impulse erhalten", betont die Präsidentin des Landesparlaments.