INTERVIEW in RP vom 16.1.2008
KDG-Schüler Jonathan Stefanowski (18) aus Bislich ruft auf zur Teilnahme an Demo in Düsseldorf
WESEL Am Samstag um 13.04 Uhr steigt eine Schülergruppe des Konrad-Duden-Gymnasiums im Weseler Bahnhof in einen Zug Richtung Düsseldorf. Dort nämlich startet um 14 Uhr eine von der Landesschülervertretung NRW organisierte Demonstration gegen die umstrittenen neuen Kopfnoten. Mit dabei: KDG-Schüler Jonathan Stefanowski (18) aus Bislich, der im Frühjahr Abitur macht. Mit ihm sprach RP-Redakteur Klaus Nikolei.
Als angehender Abiturient haben Sie schon vor Weihnachten Ihr Halb-jahrszeugnis bekommen. Wie waren denn Ihre Kopfnoten? Stefanowski Ich hatte vier mal gut und zweimal sehr gut.
Da können Sie doch eigentlich sehr zufrieden sein.
Stefanowski Darum geht es aber nicht. Das Problem ist, und darüber sprechen wir auch im Freundeskreis, dass die Kopfnoten eine Idee der Wirtschaft sind, die wissen wollen, wie sich ein Bewerber verhält.
Das Handwerk und die IHK begrüßen die Kopfnoten deshalb auch sehr.
Stefanowski Aber die Frage ist doch, wie Lehrer die Kompetenzen der Schüler bewerten sollen. Ich habe im Internet einen Text von Schulministerin Sommer entdeckt, in dem die Kriterien aufgelistet sind, nach denen die Schüler bewertet werden sollen. Das Arbeits- und Sozialverhalten ist in sechs Beurteilungsbereiche eingeteilt. Die Lehrer sollen nun mit Hilfe von 44 Indikatoren die sechs Noten feststellen. Das ist gar nicht objektiv möglich und wird auch von Lehrer- und Elternverbänden kritisiert. Ich selbst finde es heftig, wenn ein Leistungskurs-Lehrer, der seine Schüler lediglich fünf Stunden pro Woche sieht, deren Sozialverhalten bewerten soll. Das System ist überhaupt nicht durchdacht und gehört deshalb abgeschafft.
Und deshalb werden Sie am Samstag demonstrieren.
Stefanowski Ja, und ich hoffe, dass sich außer unserer zehnköpfigen Gruppe noch mehr Kopfnotengegner in den Zug nach Düsseldorf setzen. Wir treffen uns übrigens um 12.45 Uhr im Bahnhofsfoyer.
Wird die Demo etwas bringen?
Stefanowski Auf jeden Fall soll die Landesregierung darauf aufmerksam gemacht werden, dass die Wirtschaft zwar die Kopfnoten will, eine objektive Bewertung aber gar nicht möglich ist.