Schüler beider Gymnasien waren beim NRW-Auftritt in Frankreich in der ersten reihe, trafen auch Jürgen Rüttgers und Barbara Sommer. AVG-Schülerin Maite Wesely und KDG-Lehrer Ernst Gadow berichten für die RP in RP vom 7.10.2008.
VON MAITE WESELY in RP vom 7.10.2008
WESEL/PARIS „Erst habe ich gedacht, wir wären in einer Uni gelandet. Die Eingangshalle sah groß und richtig beeindruckend aus", sagte Carmen Schaeffer, als sie die Schule „Louis Le Grand" sah. In der sollten sie und die weiteren acht Tänzerinnen des Andreas-Vesalius- und des Konrad-Duden-Gymnasiums auftreten. Im Rahmen des deutsch-französischen Jahres kamen 1600 Schüler nach Paris, um ihre Projekte zum Thema Nordrhein-Westfalen und Paris vorzustellen (RP berichtete). Kurz nachdem Carmen die Außergewöhnlichkeit der Schule entdeckt hatte, erklärte Angelika Milles-Ottinger, die Leiterin des Paris-Projektes am AVG, dass es eine französische Eliteschule ist.
Unerwartet großer Erfolg
Mit den Worten, „kramt schon mal euer bestes Französisch heraus" im Hinterkopf, gingen wir in den Konferenzsaal. Die Nervosität stieg eindeutig, als sich der Raum mit französischen und deutschen Schülern füllte. Vor allem, weil wir beauftragt wurden, selbst unsere Arbeit anzukündigen und das auch noch französisch. Als zweite Gruppe des Vormittags präsentierten wir ein Theaterstück zum Thema „Besatzungszeit in Frankreich" und den Tanz „Ensemble". Alles lief glatt. Das Publikum sang beim „Ensemble" sogar mit. Nach dem Auftritt bekamen wir einen riesigen Applaus und als einzige Gruppe stehende Ovationen. Mit so einem Erfolg hatten wir nicht gerechnet.
Die Motivation für unseren zweiten Auftritt war da. Nachmittags im Jardin du Luxembourg, wo wir als eine von vier deutschen Gruppen auftreten durften, erwartete uns schon eine Reihe von Zuschauern. Als wir dann auch noch hörten, dass wir in etwa zehn Minuten, nach einem Grußwort des NRW-Ministerpräsidenten Jürgen Rüttgers auftreten werden, wurden wir so richtig nervös. Wie verrückt suchten wir unsere Sachen zusammen und zogen uns in Rekordzeit um. Aufmerksam folgten wir der Ansprache von Rüttgers. Wahnsinn, was für eine Stimmung aufkam und wie viel Applaus er bekam. Von der Bühnenregie kam das Zeichen. Alle Blicke waren auf uns gerichtet. Mit den ersten vertrauten Takten verflog die Anspannung. „Wir hatten sehr viel Spaß, vor so einer Menge Menschen aufzutreten. Es war super und ich glaube sogar, zum ersten Mal fehlerfrei", sagte Tänzerin Stephanie Honig.
Ein Foto mit unserem Ministerpräsidenten und Schulministerin Barbara Sommer musste sein. Ein komisches Gefühl, als Rüttgers zu uns kam, denn es folgten ihm zahlreiche Fotografen. Man konnte sich nicht entscheiden, in welche Kamera man jetzt schauen sollte.
VON ERNST GADOW in RP vom 7. Oktober 2008
WESEL/PARIS Erst gestern wies die RP auf ein Projekt hin, das von Ministerpräsident Jürgen Rüttgers angestoßen wurde und in NRW und in Frankreich breite Resonanz fand: 1600 nordrhein-westfälische Schüler nach Paris zu schicken, um Teil der „Saison France-Nordrhein-Westfalen 2008/2009" zu sein und gleichzeitig, wie es Rüttgers vor den deutschen und französischen Jugendlichen ausdrückte, mit der deutschen Jugend als der Zukunft Deutschlands im befreundeten Frankreich, mitten in Paris, den Tag der deutschen Einheit zu feiern.
Mit drei Projekten dabei
Dazu wurden die Französisch-Kurse der gymnasialen Oberstufe eingeladen, Projekte in französischer Sprache zu entwickeln, die an einer Pariser Partnerschule präsentiert würden. Von insgesamt 110 Schulen wurden 122 Projekte erarbeitet; sechs Schulen präsentierten zwei Projekte, drei stellten sogar drei vor, darunter das Konrad-Duden-Gymnasium Wesel.
Als wir Lehrer zu einer ersten Informations-Veranstaltung in den Düsseldorfer Landtag eingeladen wurden, wurde uns das ungeheure Ausmaß des Gesamtprojekts deutlich, und viele von uns schüttelten den Kopf: so etwas Großes kann doch gar nicht klappen! Pannen schienen programmiert und sie passierten auch. Dennoch wurde die Aktion von einem Enthusiasmus getragen, der allen Beteiligten Hoffnung auf Erfolg machte.
Allen Beteiligten? Was hielten die Schüler denn davon? Immerhin bedeutete die Teilnahme, dass sie ein qualitativ ansprechendes Projekt auf die Beine zu stellen hatten, natürlich in französischer Sprache und auch noch in den Herbstferien. Versüßt wurde die Teilnahme durch die Tatsache, dass die gesamte Fahrt gratis war: eine Einladung des Schulministeriums NRW, des französischen Unterrichts-Ministeriums und des Deutsch-französischen Jugendwerks.
Welche Erfahrungen haben wir denn nun gemacht? Hat unsere Skepsis Recht behalten? Wie lief das Mammutprojekt ab? Es begann damit, dass die Schüler mit 40 Bussen aus ganz NRW nach Paris transportiert wurden. Das Gepäck sollte äußerst knapp bemessen sein, erstens wegen des engen Platzes im Bus. Zweitens, weil wir es den gesamten Samstag über bis zu unserer Abfahrt mit uns zu tragen hatten. Man kann wirklich mit sehr wenig auskommen.
Wir wurden in Paris freundlich und kompetent in Empfang genommen und mit allen nötigen Informationen ausgestattet. Am meisten beeindruckte uns die Tatsache, dass Gruppen, die außerhalb von Paris untergebracht waren, -und das waren zwei unserer drei Gruppen - persönlich von einem zweisprachigen Begleiter an die Hand genommen wurden, die uns zu einer Studentenmensa und dann zu unserem Hotel begleiteten. Für unsere Schule ergaben sich fortlaufend Schwierigkeiten, weil wir mit drei Projektgruppen angereist waren. Wir wohnten alle an verschiedenen Orten, hatten verschiedene Essenszeiten, zwei verschiedene Mensen, zwei verschiedene Partnerschulen und zwei verschiedene Museen, die wir besuchen durften - Centre Pompidou und Cite des Sciences in La Villette -, hatten verschiedene Besuchszeiten für die Zentralveranstaltung im Jardin du Luxembourg. Aber dank eines Stadt- und Metroplans und einer Metrokarte für zwei Tage ging es gut. Mitunter mussten wir uns beeilen. Etwas Freizeit sollte ja auch noch zur Verfügung stehen.
Der Samstag begann früh, sollte die Präsentation doch schon gegen 9 Uhr beginnen. Eine Gruppe unter Sandra Ossig zeigte ihre Ausstellung („La Provence et la Rhenanie du nord - Westphalie aux 100 visa-ges") am Lycee Helene Boucher im Osten von Paris. Die anderen beiden Gruppen waren Gäste des Lycee Louis le Grand im Zentrum des Universitätsviertels Quartier Latin. Die eine Gruppe um Francoise Bröckerhoff präsentierte drei Kurzfilme unter dem Titel „Wesel, je t'aime", die dritte hatte mit mir eine Powerpoint-Präsentation vorbereitet („Le petit Nicolas en Basse Rhenanie"), in der der Kleine Nick, eine literarische Figur von Asterix-Autor Rene Goscinny von seinem Urlaub am Niederrhein und in Wesel berichtet. Es schlössen sich Besuche in einem Museum oder an der zentralen Veranstaltung im Jardin du Luxembourg an. Meine Gruppe fuhr zum Centre Pompidou. Auf dem Vorplatz wurde musiziert, und einige Mädchen von uns fühlten sich animiert mitzusingen und mitzuspielen. Man traf sich wieder im Jardin du Luxembourg, wo man einem französischen Schülerchor lauschte, der die „Hymne an die Freude" inbeiden Sprachen darbot. Es war eine herrliche Atmosphäre.
Nun machten wir uns alle auf zum „Zenith", in dem die Berliner Gruppe MIA für Tausende nord-rhein-westfälische und französische Schüler ein Konzert gaben. Es wurde angekündigt von Ministerpräsident Rüttgers, der launig seine jungen Landsleute und die französischen Partner begrüßte. Die Stimmung war ausgezeichnet. Unsere drei Gruppen - 44 Schüler und drei Lehrer - haben Paris genossen. Wir haben viel gesehen, viel erlebt. Und wahrscheinlich ergibt sich für das KDG auch noch als Sekundärergebnis eine Partnerschaft mit einer Pariser Schule. Und auch das wäre ein toller Erfolg. ERNST GADOW